Wissenschaftliches Qualitätsverständnis

Zwei Pflegebedürftige sitzen am Tisch und unterhalten sich.

Die Qualität zu sichern und weiterzuentwickeln ist das zentrale Anliegen und zugleich die größte Herausforderung der Pflegeversicherung. Bereits mit der Einführung der Pflegeversicherung im Jahr 1995 waren gesetzliche Regelungen zur Qualität vorgesehen. Diese wurden kontinuierlich fortgeschrieben und führten in der Folge dazu, dass eine Vielzahl an Konzepten und Instrumenten von unterschiedlichen Akteuren wie Einrichtungsträgern, einzelnen Berufsgruppen sowie der Wissenschaft entwickelt wurden. Dabei wurde der Begriff „Qualität“ in der Pflege je nach Perspektive und Hintergrund der Akteure unterschiedlich definiert und nicht von einer gemeinsamen Basis ausgegangen.

Ein wissenschaftlich hergeleitetes Qualitätsverständnis stellt ein wesentliches Fundament für die Frage dar, was grundsätzlich unter Qualität in der Pflege zu verstehen ist. Es kann die Basis für die Weiterentwicklung der Qualitätssicherungsinstrumente in der Pflege bilden. Mit den Maßstäben und Grundsätzen zur Sicherung und Entwicklung der Qualität sind zwar zentrale Anforderungen unter den Vertragsparteien der Pflege vereinbart worden, diese sind jedoch wissenschaftlich zu wenig abgesichert und bedürften nachdrücklich einer Weiterentwicklung.

Vor diesem Hintergrund hat der GKV-Spitzenverband ein wissenschaftliches Verständnis von Qualität in der Pflege von den Professorinnen Hassler, Stemmer und Weidekamp-Maicher erarbeiten lassen, welches am 25. August 2016 der Fachöffentlichkeit vorgestellt wurde. Das entwickelte Qualitätsverständnis bildet den state of the art zu den Themen Qualität der pflegerischen Versorgung und Lebensqualität in der stationären Pflege ab. Für den Bereich der Pflegequalität berücksichtigt es alle Versorgungssettings, also die stationäre Pflege, die ambulante Pflege, die teilstationäre Pflege sowie die Kurzzeitpflege. Für den Bereich der Lebensqualität greift es hingegen nur die stationäre Pflege auf. Die aktuellen wissenschaftlich-fachlichen Erkenntnisse sind bei der Herleitung und Beschreibung von Kennzeichen und Merkmalen zur Pflege- und Lebensqualität berücksichtigt worden.

Das wissenschaftliche Qualitätsverständnis beschreibt auf der Basis von wissenschaftlichen Erkenntnissen und des Expertenkonsenses, was derzeit unter Qualität in der Pflege verstanden wird. Es zeigt aber auch, wo noch Forschungsdefizite bestehen. Es kann die Grundlage bilden, um den fachwissenschaftlichen Diskurs für ein gemeinsames Verständnis von Qualität anzustoßen.

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